Der Nebel im virtuellen Raum – und wie Sie ihn lichten können

„Mir fehlt momentan das G’spür für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Wie tun sie? Fehlt ihnen etwas? Melden sie sich, wenn sie etwas brauchen?“.

Diese Fragen stellte sich vor kurzem eine Führungskraft im Zuge eines online-Coachings. Sie berühren mehrere wesentliche Aspekte der Zusammenarbeit: die Sorge um das psychosoziale Wohlergehen der Belegschaft, Zweifel an der Wirksamkeit der internen Kommunikation und auch eine Vertrauensfrage – in Summe Hinweise auf das große Thema Organisationskultur, das nun beginnt am Horizont von Organisationen aufzutauchen.

Diese Fragen entstehen ganz folgerichtig zum jetzigen Zeitpunkt: Die ersten beiden Wochen des kollektiven home office sind vorüber, die ersten dringenden Lösungen, um vorerst den Betrieb aufrecht zu erhalten, wurden gefunden, das Fundament steht. Die Notfallsprogramme greifen (hoffentlich). Nun ist es in vielen Organisationen an der Zeit, sich um Fragen des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit zu kümmern, damit sich ein Teil des Nebels lichtet.

Fahren auf Sicht

Aus der Fahrschule wissen wir, was zu tun ist wenn man das Steuer in der Hand hält und Nebelschwaden die Sichtweite radikal verkürzen: „Fahren auf Sicht“ ist dann angesagt. Im Kontext von Organisation kann das heißen: das unmittelbar Sichtbare tun, steuern mittels vieler kleiner Entscheidungen, keine langfristigen großen Würfe. Wahrnehmen, entscheiden, ausprobieren, überprüfen, Entscheidung anpassen bei Bedarf. Kurz innehalten, zurückschauen – lernen. Wieder von vorn.

Was Sie aber auch in dieser Situation tun können: die Zahl der Informationen erhöhen, die Ihnen für die Steuerung zur Verfügung stehen. Um beim Bild des Fahrens auf der Straße zu bleiben: Verlangsamen Sie oder bleiben Sie stehen, kurbeln Sie das Fenster herunter, erfahren Sie mit zusätzlichen Sinnen, was draußen los ist. Weht Wind? Wie kalt oder warm ist es? Was können Sie hören? Wie fühlt sich die Luft an?

Raum für Austausch öffnen 

In einer Situation der physischen Getrenntheit fehlen uns viele Informationen, die wir sonst von Mensch zu Mensch im Kontakt und meist intuitiv aufnehmen. Unsere angeborene Fähigkeit, Stimmungen anderer Menschen wahr zu nehmen, wird behindert.

Sind Ihre virtuellen Meetings und Telefonkonferenzen nun auch noch so aufgesetzt, dass sie rein sachorientiert ablaufen („Wir arbeiten möglichst effizient die Agenda ab“), dann verlieren Sie viel emotionale Information im Team – und damit die Chance, einander in dieser belastenden Situation bei zu stehen. Sie verlieren wahrscheinlich auch Hinweise, die für die weitere Organisation der Zusammenarbeit wichtig sind.

Daher lautet die Empfehlung des heutigen Newsletters: Entwickeln Sie eine (zu Ihrer Organisation passende) Möglichkeit, wie Sie die Stimmung im Team erfassen können und öffnen Sie einen Raum, in dem dies möglich ist. Das kann eine Check-In Runde zu Beginn eines jeden Meetings sein, oder auch ein eigenes Meeting-Format („Bestandsaufnahme“, „Steuerungs-Review“).

Fragen Sie nach 3 Arten von Information: „Was oder wer hat mich unterstützt?“ „Was hat die Zusammenarbeit erschwert?“ und „Worüber sollten wir miteinander reden (wofür brauchen wir Lösungen)?“.

Neugierig geworden? Ich freue mich auf Ihren Anruf.